Co-Abhängigkeit verstehen: 
Wie beeinflusst sie unsere Beziehungen und unseren Alltag?

Alle frischgebackenen Eltern kennen es. Die eigenen Bedürfnisse, wie Schlaf, werden zugunsten des Babys hintenangestellt. Was hier eine natürliche Co-Abhängigkeit zwischen Eltern und Kind ist, kann in anderen Beziehungen ein toxisches Verhaltensmuster zu Lasten aller sein.

Was ist Co-Abhängigkeit?

Co-Abhängigkeit wurde erstmals im Kontext von Alkoholismus untersucht, doch inzwischen ist bekannt, dass sie in allen Arten von Beziehungen auftreten kann:

 

  • Partnerschaften
  • Freundschaften
  • Familiäre Beziehungen
  • Am Arbeitsplatz

 

Menschen, die co-abhängig sind, neigen dazu, sich übermäßig um andere zu kümmern, sie glücklich machen zu wollen oder zu „retten“, oft auf Kosten ihrer eigenen emotionalen, psychischen und physischen Gesundheit. Diese toxische Dynamik kann zu einem Verlust der eigenen Identität und zu einer tiefen emotionalen Abhängigkeit führen. Typischerweise entwickelt sich Co-Abhängigkeit in Beziehungen zu Menschen mit bestimmten Herausforderungen, etwa Suchtproblemen, psychischen Erkrankungen oder schwierigen Lebensumständen.

Wie entwickelt sich Co-Abhängigkeit?

Co-Abhängigkeit entsteht oft aus einer Kombination von Faktoren, einschließlich familiärer Muster, psychologischer Veranlagung und individueller Erfahrungen. Viele co-abhängige Personen haben in ihrer Kindheit gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer zu unterdrücken, sei es aufgrund eines Elternteils mit Suchtproblemen, emotionaler Vernachlässigung oder traumatischer Ereignisse.

Auswirkungen auf Beziehungen und Alltag

Die Auswirkungen von Co-Abhängigkeit können weitreichend sein. In Beziehungen führt Co-Abhängigkeit oft zu einem Ungleichgewicht, wobei eine Person die Rolle des „Retters“ übernimmt, während die andere Person die Rolle des „Opfers“ einnimmt. Dies kann zu einer ständigen Dynamik aus Kontrolle und Abhängigkeit führen, die beide Partner belastet.

 

  1. Verschiebung des Machtverhältnisses: In einer co-abhängigen Beziehung gibt oft eine Person mehr und nimmt weniger – sei es an Zeit, Energie oder emotionaler Unterstützung. Die Beziehung kann dadurch einseitig werden, was das natürliche Gleichgewicht, das für eine gesunde Partnerschaft notwendig ist, gefährdet. Die Person, die co-abhängig ist, entwickelt dabei ein starkes Bedürfnis, sich nützlich zu machen oder den anderen zu retten, was dem Partner wiederum die Gelegenheit nimmt, selbst Verantwortung zu übernehmen.
  2. Verlust der eigenen Identität: Co-abhängige Menschen definieren ihren Wert oft durch die Unterstützung, die sie anderen geben. Diese Dynamik kann dazu führen, dass sie ihre eigenen Wünsche, Ziele und sogar Hobbys aufgeben, um mehr Zeit und Energie in die Bedürfnisse des Partners zu investieren. Dies kann langfristig zu einem Gefühl der inneren Leere führen und das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen.
  3. Emotionale Erschöpfung und Stress: Indem ständig die Bedürfnisse anderer über die eigenen gestellt werden, geraten Co-Abhängige schnell an ihre psychischen und körperlichen Grenzen. Co-abhängige Menschen berichten häufig von Erschöpfung und emotionalem Stress. Das ständige Kümmern um die Probleme und Herausforderungen des anderen kann schließlich auch zu Resignation oder sogar zu körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Magenproblemen führen.

 

Wie kann man Co-Abhängigkeit überwinden?

Der erste Schritt zur Überwindung von Co-Abhängigkeit ist das Erkennen und Akzeptieren des Problems. Therapie und Selbsthilfegruppen können dabei helfen, ungesunde Verhaltensmuster zu durchbrechen und neue, gesunde Wege des Umgangs zu erlernen. Es ist wichtig, die eigene Identität und den Selbstwert unabhängig von anderen zu stärken und gesunde Beziehungen zu fördern, die auf gegenseitigem Respekt und Unabhängigkeit basieren.

Fazit

Co-Abhängigkeit kann tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Beziehungen und unseren Alltag haben, aber mit dem richtigen Wissen und Unterstützung ist es möglich, diese Muster zu durchbrechen und ein gesünderes, erfüllteres Leben zu führen.


 

Quellen

Bacon, I., McKay, E., Reynolds, F. et al. The Lived Experience of Codependency: an Interpretative Phenomenological Analysis. Int J Ment Health Addiction 18, 754–771 (2020). https://doi.org/10.1007/s11469-018-9983-8

Beattie, M. (1987). Codependent No More: How to Stop Controlling Others and Start Caring for Yourself. Hazelden Publishing.

Copyright 2024 Nadine Karjoth

 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.